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Flo und ich [German shortish story]


PhantomderOma

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Moin!

Ewig hier, nie was geschrieben. Während ich die ein oder andere Geschichte mal angefangen habe, hat es nie eine in einen postwürdigen Zustand gebracht. In einem plötzlichen Anfall von Inspiration hab ich mir jetzt gedacht, dass ich mal einen ziemlich guten Traum, den ich vor einigen Monaten hatte, mal als Grundlage für eine neue Geschichte nehme. Also, das ganze ist zwar nicht biografisch aber wie man das so kennt, basiert ja alles Geträumte auf was Erlebten.

Ich tendiere zum labern, weswegen eine einzelne kurze Traumwunschvorstellung in eine mehrkapitelige (so ca. ... 3?) angewachsen ist. 

Das Ganze ist eher auf der realistischeren Seite des Spektrums verortet. Eigentlich gefallen mir die Figuren ganz gut, weswegen es vielleicht auch den einen oder anderen Ableger oder Nachfolgestories gibt, in denen man dann das eine oder andere ausprobieren kann.

Gebt mir gerne Rückmeldung ob/wie es euch gefallen hat oder was ihr gerne ausprobiert haben möchtet.

Wie gesagt, ich neige zum Schwafeln, das erste Kapitel ist eher eine lange Einleitung, von daher werden die weiteren Kapitel knapper, heißer, mehr zum Punkt. 

Viel Spaß

 

Flo und ich - Teil 1

Die Straßenecke sah noch genauso aus wie damals: Der Kiosk an der Ecke, daneben der Gemüsehändler, gegenüber der Edeka an der Bushaltestelle. Und genau wie früher sahen die umgebenden Gebäude auch immer noch etwas schäbig aus. Aber sein wir ehrlich, nach 6 Jahren hätte ich wohl weder etwaige Unterschiede wirklich gemerkt, noch weiß ich, was ich erwartet hatte. 6 Jahre waren eigentlich nicht so lang… Eigentlich.

An die Haustür erinnerte ich mich noch und auf dem Klingelschild stand immer noch der gleiche Name: F. Schumann. Ich klingelte und wartete. Sechs Jahre. Was in der Zeit nicht alles passiert war. Als ich das letzte Mal hier stand fühlte es sich an wie ein anderes Leben. Und gleichzeitig hatte ich immer das Gefühl, dass "auf der anderen Seite", die Seite, die ich zurückgelassen hatte, die Pausetaste gedrückt worden war und alles genau so auf mich wartete, wie ich es zurückgelassen hatte. Bei meinem ersten Besuch in der Heimat, nach ca. einem Jahr, kam dann die große Überraschung, als ich feststellen musste, dass dem nicht so war.

Ich schüttelte leicht den Kopf, wie um die Gedanken wegzujagen und fokussierte mich wieder auf das Klingelschild. Es kam mir vor, als stünde ich jetzt hier schon viel zu lange.

Ich klingelte noch einmal. So als wäre ich Flo mit dem zweiten Klingeln einfach nur zuvorgekommen summte der Türöffner nur ein paar Sekunden nach dem Klingeln. Ich stieß die Tür auf und trat ein. Drinnen überlegte ich, den Lift zu nehmen - es war immerhin der 6. Stock, ganz oben - entschied mich aber für die Treppe. Auch wenn mein Fitnesslevel noch zu wünschen übriglies, motivierte ich mich, den Aufstieg als kleines Training zu sehen.

Als ich im 1. Stock angekommen war, verfalle ich wieder ins Überlegen. Wann hatte ich Flo das letzte Mal gesehen? Wir sind uns, wie ich alle meine Schwulen Freunde kennengelernt habe, auf einer Datingplattform getroffen. Nach einigem Schreiben haben wir uns bei ihm in der Stadt - nur knappe 40 min weg - auf ein Date getroffen. Aus einem wurden 2, wurden 3. Aber dann war der Groschen auch gefallen. Obwohl Flo mit seiner verschmitzten Art süß war, mit seinem eher kleinen Körperwuchs in Kombination mit einem eher kantigen aber nicht sonderlichen Körperbau durchaus meinem Beuteschema entsprach und wir einen ähnlichen Humor hatten, war der Funke nicht übergesprungen. Auch nicht beim dritten Mal, bei dem wir auf seiner Couch halb in Stimmung und eher peinlich als sexy an uns herumfummelten und wir es dann unangenehm berührt abbrachen. Wir funktionierten einfach besser als Freunde und das war das eindeutige Zeichen. Zwar trieb mir die Vorstellung dieses ersten und letzten Males ein kleines bisschen die Schamesröte ins Gesicht, ich hatte mich aber schon lange damit abgefunden, dass meine Zwanziger und die damit einhergehende verspätete schwule Pubertät einfach kein goldenes Kapitel in meinem Leben waren. Sechs Jahre und ein anderes Leben.

Wir blieben Freunde, schrieben mehr miteinander, als dass wir uns sahen. Als ich mich dann entschloss, für meinem ersten Job ins Ausland, und damit 1000 Kilometer weit weg zu ziehen, überlebte die Freundschaft noch ca. eineinhalb Jahre und verlief sich dann im Sand. Ich glaube, dass keiner darüber sauer oder verstimmt war, vielmehr fühlte es sich ganz normal an - so läuft das halt! Immer mal wieder wurden Bilder von Flo in den Insta-Algorithmus gespült und erinnerten mich daran, dass es ihn ja auch noch gab. Aber auch die Häufigkeit dieser Erinnerungsposts lies nach einer Änderung im Code der Plattform weiter nach und die Bilder tauchten irgendwann gar nicht mehr auf. Zu wenig Interaktion, ausgeblendet.

Jetzt war ich kurz davor wieder nach Deutschland gezogen: Ich war meiner Intuition gefolgt und mich auf eine Stelle ganz nah meiner alten Heimat beworben, gerade in der Stadt, 40 Minuten von meiner alten Heimat entfernt und ihn schlussendlich auch bekommen. Aber mit der Bewerbung kam auch die Erinnerung an Flo und die bis dahin vergessene gemeinsame Zeit hoch.

Wie wir uns gegenseitig die Kerle zugeschickt hatten, die wir gut fanden, wie ich ihm gebeichtet hatte, dass ich immer mal was mit einem richtigen Muskelmann haben wollte - eine Wortwahl, bei der sich immer noch die Fußnägel hochrollen. Mittlerweile nutze ich ein viel direkteres und ausgefuchsteres Vokabular - haben wollte. Wie er in einer unglücklichen Beziehung war und ich am Handy den Therapeuten spielen musste. Das waren schon Zeiten. Damals in diesem Leben vor 6 Jahren.

Ich schnaufte mittlerweile, als ich kurz auf der 4. Etage halt mache. Weiter gehts, zwei Stockwerke noch! Meine Oberschenkel brannten mittlerweile.

Und so hatte ich vor zwei Wochen, ein Vorbereitungsbesuch bei neuen Arbeitgeber stand kurz bevor, Whatsapp aufgemacht und geschaut, ob Flo immer noch die gleiche Nummer nutzt. Das kleine Profilbild war nur ein cartoonartiger Plattenteller, kein erkennbares Gesicht, aber das schien mir ganz nach seiner Fasson zu sein. Ein kurzes "Hi, ist das immer noch die Nummer von Flo?" und das darauffolgende „Jup“ gab mir dann dir Gewissheit. Wir schrieben hin und her und da ich eh um diese Zeit in der alten Heimat war, verabredeten wir uns kurzentschlossen für den Abend bevor ich wieder zurückfliegen sollte. Als ich sein Profil auf Instagram suchte, merkte ich, dass es schlicht und ergreifend nicht mehr auffindbar war. Für heute war ein bequemes Feierabendbier angesagt, von mir aus konnte es auch ruhig etwas später werden, ich war in Feierlaune und ich erinnerte mich, dass mit ein paar Bier der etwas schüchterne Flo das schlagende Herz jeder Party wurde. Die letzten Stufen hatte ich ein vorfreudiges Grinsen im mittlerweile rot angelaufenen Gesicht.

Ich war angekommen. Meine Beine pochten mittlerweile und ich war doch deutlich außer Atem. Ich weiß nicht, ob ich dieses „kleine Workout“, bzw. meine Idiotie insgeheim hasste oder liebte.

Die Tür stand angelehnt offen, kein Flo zur Begrüßung da. Vielleicht war er gerade in der Küche am Kochen oder so. Das würde auch das Warten bei der Klingel erklären. Oder das Bad. Aber ich tippte auf Küche. Ich ging rein und schloss die Tür hinter mir. Keiner da.

"Bin im Bad! Setz dich ins Wohnzimmer, ich komme gleich"

Das Bad, damn. Ich fluchte innerlich, weil ich eine völlig beknackte Wette gegen mich selber verloren hatte.

Nachdem ich mir keuchend die Sneaker ausgezogen hatte, ging ich ins Wohnzimmer und lies mich auf das Sofa plumpsen. Ich schaute mich kurz um und musste feststellen, dass sich nicht so viel verändert hatte. Hier funktionierte die Pausetaste also. In dem eh sehr aufgeräumten Wohnzimmer der kleinen 45m²-Neubauwohnung war es schon immer sehr übersichtlich und aufgeräumt gewesen. Das Auffälligste war, dass anstelle der PS4, die bullige PS5 stand. Flo war trotz seines eher grobschlächtig-verbrecherischem Äußeren insgeheim ein kleiner Nerd und Zocker. Ich schaute aus dem Fenster über den Balkon in den trüben, typisch norddeutschen Himmel und lasse meinen Atem zur Ruhe kommen.

Dann höre ich Rascheln aus dem Badezimmer, was direkt in die Wohnküche abging, und drehe mich zur halb verdeckten Tür.

Hinaus kam eine Gestalt, die ich so gar nicht erwartete. Sie hatte nichts mit der linkischen vom Flo aus der Erinnerung gemein. Ich sah ein schwarzes T-Shirt mit einem knackig-breiten Kreuz, eine massive Hand, die ein Handtuch hielt, mit der die Gestalt sich die Haare trockenrubbelte. Ich sah die Ader auf dem freiliegenden Unterarm.

Dieser Anblick irritiert mich so sehr, dass mein Hirn in den Panikmodus schaltete, sich meine Gedanken überschlugen und die Zeit sich anfühlte, als wäre sie extrem verlangsamt und mein Hirn versuchte, die Infos der Augen zu irgendeiner Analyse der Situation heranzuziehen. Hatte Flo etwa noch einen Fuckboy oder Stecher dagehabt? Oder, nein! Das am anderen Ende des Handys war gar nicht Flo gewesen und da hat sich jemand anders einen Spaß gemacht!

Ach, Schwachsinn! Warum sollte dann Flos Name unten an der Tür stehen.

Während sich meine Gedanken so überschlugen, zog die Gestalt das Handtuch aus dem Gesicht und grinste mich breit und linkisch an.

"Sorry, kam gerade aus dem Gym. Hab beim Training die Zeit vergessen"

Jetzt wo ich das Gesicht sah, konnte ich eindeutig sagen: Es war Flo. Jedenfalls Flos Gesicht auf einem ziemlich anderen Körper.

Ich sah an ihm vorbei, und nun fielen mir die vielen Kleinen Änderungen auf: Eine übergroße Dose Whey hier, ein Terraband da, auf dem Tisch ein Paar Lifter-Handschuhe. Meine Augen huschten wieder zu Flo. Mein Mund klappte auf.

Flo grinste mich immer noch an, das Handtuch um den Hals gelegt, die Hände an den Enden, die Unterarme zu mir ausgerichtet. Beide hatten Adern und waren etwas angespannt vom Greifen. Dahinter wölbten sich deutlich zwei Bizepsbälle.

 

"Haben uns lange nicht gesehen!"

 

"Gy... Gym?", bringe ich stotternd und zusammenhangslos raus.

 

"Achso, ja. Das weißt du gar nicht. Ich hab mit Trainieren angefangen"

 

"Daa... das sehe ich", bringe ich gerade so raus.

Flo guckt etwas verlegen weg. Wahrscheinlich konnte er meine Reaktion nicht so richtig einordnen.

 

"Jaaa, äh ... hätte ja nicht gedacht, dass ich einer von denen werde, aber ..  da sind wir jetzt"

 

Ich war etwas perplex. Der Besuch verlief so ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte.

 

Aber was meinte er mit ...

 

"Was meinst du mit "einer von denen"?"

 

Bitte, lass es ihn sagen, betete ich zum Gott der Lüste.

 

"Naja..."

 

Bitte!

 

"Einer von diesen Bodybuildern."

 

Das konnte doch nicht wirklich passieren! Worte und Beschreibungen hatten mich schon immer angemacht, dieses Wort mit all seinen Konnotationen ganz besonders.

 

"Einer dieser muscle heads, weißte?"

 

Es fühlte sich an wie ein doppelter 6er im Lotto.

 

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Lässt sich echt sehr angebehm Lesen. Lieber langsam und gemächlich eine vernünftige Geschichte aufbauen als das übliche schnell schnell "Wichsen, wechseln, Wachsen" hier. 

 

Mach weiter so. 

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Kann mich da nur anschließen. Ich finde es lässt sich sehr gut lesen und mir gefällt der Anfang der Geschichte jetzt schon, freue mich auf jeden Fall aufs nächste Kapitel!
und außerdem freue mich so oder so immer, wenn mal wieder deutsche Stories gepostet werden 😀

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  • 8 months later...

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